Tora-Schild von Cäcilie Königswarter, 1857/58

Silber vergoldet, Höhe 39 cm
Ankauf 1996 durch den Verein der FREUNDE der Museen der Stadt Wien für das JMW

Das prächtige Tora-Schild in Form eines über drei Stufen zu erreichenden Tora-Schreins verweist auf den Begründer des Wiener Zweiges der Familie Königswarter, Mosche Chaim Moritz Königswarter (1780-1829). Er kam 1810 von Böhmen über Fürth nach Wien, wo er 1816 die Toleranz erhielt und sich als Großhändler und Geldwechsler betätigte. Religiös-observant gehörte Königswarter zu jenem Kreis, der zäh und trickreich für die Errichtung eines würdigen Gotteshauses für die jüdische Gemeinde in Wien zu einer Zeit kämpfte, als das Ziel einer offiziell anerkannten Kultusgemeinde noch in weiter Ferne lag.

So gehörte Moritz Königswarter zu den Financiers und Vorstehern des 1826 eingeweihten Stadttempels in der Seitenstättengasse und unterzeichnete in dieser Funktion die Bethaus-Statuten.

Nach seinem Tod baute sein Schwiegersohn und Neffe Jonas Freiherr von Königswarter (1807-1871) das Geschäft zum Bankhaus Königswarter & Todesco aus. 1850 wurde er Präsident der Österreichischen Nationalbank, 1855 gründete er gemeinsam mit dem Wiener Zweig der Familie Rothschild die Creditanstalt und von 1867 bis zu seinem Tod war er Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Sein Palais am Kärntner Ring 2-4 zeugt bis heute vom Rang der Familie Königswarter in Wien.

Das Tora-Schild hat Cäcilie Königswarter 1858 dem damals neu eingeweihten Leopoldstädter Tempel im zweiten Bezirk im Andenken an ihren verstorbenen Mann Moritz gestiftet. Nachdem sich dieser viele Verdienste um die Gründung des Stadttempels im ersten Bezirk erworben hatte, wollte seine Witwe wohl auch dem zweiten großen jüdischen Gotteshaus in Wien die Reverenz ihrer Familie erweisen.