Öl auf Holz; 72 x 55,5 cm
2019 Ankauf durch den Verein der Freunde für das JMW
Das Gemälde zeigt den Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856 Freiberg – 1939 London) 1936 im Alter von 80 Jahren auf einem Höhepunkt seiner öffentlichen Wertschätzung.
Im Jahr 1930 wird ihm der Goethepreis der Stadt Frankfurt verliehen. 1935 wird er Ehrenmitglied der British Royal Society of Medicine. 1936 hält der Schriftsteller und Nobelpreisträger Thomas Mann zu Freuds 80. Geburtstag den Festvortrag „Freud und die Zukunft“. Zum Geburtstag gratulieren auch die Alten Herren der jüdischen Studentenverbindung Kadima. Freud wird kurz darauf ihr Ehrenmitglied. Der Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland am 12. März 1938 verändert alles, auch die noch zuvor von Thomas Mann beschworene Zukunft von Sigmund Freud und seiner Familie.
Freud emigriert gemeinsam mit seiner Familie nach London, wo der schwer Krebskranke im Folgejahr freiwillig aus dem Leben scheidet. Vier von seinen fünf Schwestern bleiben in Wien zurück und werden in der NS-Todesmaschinerie ermordet.
Auch auf das Leben des Malers dieses Freud-Portäts hat der Anschluß von Österreich an NS-Deutschland gravierende Folgen. Wilhelm Viktor Krausz (1878 Neutra – 1959 Baden bei Wien) studierte an der Wiener und Münchner Akademie. Später porträtiert er zahlreiche Künstler, darunter den Komponisten Richard Strauss oder die Schauspieler Hans Thimig und Josef Kainz, deren Bilder heute im Wiener Burgtheater zu sehen sind. Das Atelier von Krausz befindet sich bis 1938 in Wien IV., Wohllebengasse 7. Im Haus vis-à-vis lebt ab 1914 Moritz Gallia, der seine Frau Hermine 1903 von Gustav Klimt malen lässt. Den Gallias gelingt 1938 die Emigration nach Australien samt ihrer Kunstsammlung. Krausz gelingt zwar die Emigration in die USA. Doch seine Frau bringt sich 1938 um; ein Teil seiner in Wien verbliebenen Gemälde wird beschlagnahmt und versteigert.