Öl auf Leinwand, 73,5 x 61 cm
1999 Ankauf durch den Verein der FREUNDE der Museen der Stadt Wien für das JMW
Broncia Koller-Pinell (1863-1934) zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen Österreichs vor 1918. Ihr Werk zeugt von vielen Kunstströmungen, vom Impressionismus über den Jugendstil bis zum Expressionismus. Das Selbstbildnis im Stil der Neuen Sachlichkeit ist eines der letzten Bilder von ihrer Hand.
Die jüdische Familie von Koller-Pinell stammte aus Galizien, von wo sie 1870 dank des Staatsgrundgesetzes von 1867 nach Wien übersiedeln konnte. Ihr Vater Saul Pineles war Decken- und Wollwarenfabrikant, der seinen Betrieb südlich von Wien in Oberwaltersdorf einrichtete. Ab dieser Zeit erhielt Broncia privaten künstlerischen Unterricht. Ein Kunststudium war Frauen erst ab 1920 möglich, als Koller-Pinell als Künstlerin längst etabliert war. Den Durchbruch erlebte sie mit ihrer Ausstellung 1911 in Wiens führender Avantgarde-Galerie Miethke in der Dorotheergasse 11, wo sich heute das Jüdische Museum Wien befindet.
Gemeinsam mit ihrem vom katholischen zum jüdischen Glauben übergetretenen Ehemann Hugo Koller gehörte Broncia Koller-Pinell zum jüdisch-assimilierten Großbürgertum und war Mitglied des illustren Kreises um Gustav Klimt. Hier kamen sie auch mit dem Architekten Josef Hoffmann und dem künstlerischen Multitalent Kolo Moser in Kontakt, die dem Ehepaar das von Broncias Eltern geerbte Haus in Oberwaltersdorf standesgemäß einrichteten. Auch als ihre beiden Kinder protestantisch getauft wurden, blieb Broncia ihrem jüdischen Glauben treu. Übrigens war ihr naher Verwandter Samuel Pineles Vizepräsident des ersten Zionistenkongresses 1897 in Basel.